Bei der Ausgestaltung von Lerninhalten mit Text, Bildern, Videos und Audio ist es wichtig zu verstehen, wie die verschiedenen Sinneseindrücke beim Lernen verarbeitet werden. Bevor wir in unserem Langzeitgedächtnis neues Wissen und Konzepte konstruieren, gelangen die Sinneseindrücke in unser Arbeitsgedächtnis.
Die Cognitive Load Theory hat dazu die Annahmen formuliert, dass:
das Arbeitsgedächtnis begrenzt ist und
auditive und visuelle Sinneseindrücke unterschiedliche Kanäle in unserem Arbeitsgedächtnis beanspruchen.
Die Auslastung des Arbeitsgedächtnisses ist abhängig von der Komplexität des Lerninhalts und der Gestaltung der Lernmittel. Vokabeln zum Beispiel sind weniger komplex (jedes Wort kann einzeln gelernt werden) als die Grammatik einer Sprache. Manchmal lassen sich Inhalte zwar vereinfachen, wichtiger für Lehrenden und Contentersteller*innen ist es allerdings, die Inhalte so zu gestalten, dass sie klar verständlich sind und keine Ablenkung durch unwichtige Informationen entsteht. Wenn das gelingt, kann der größte Teil der kognitiven Ressourcen in den eigentlichen Lernprozess fließen: die Konstruktion von neuem Wissen und neuen Konzept.
Aufbauend auf der Cognitive Load Theory formulierte Richard E. Mayer 2001 erstmals sieben grundlegende Prinzipien für multimediales Lernen. Multimedia bedeutet hier jede Form von Sprache und Bild wie Bücher, Vorträge und digitale Lerninhalte. Die Theorie wurde über die Jahre angepasst und erweitert. Seit 2020 beinhaltet sie insgesamt 15 Prinzipien und ist inzwischen durch sehr viele Versuche belegt.
Grundsätzlich hilft es beim Lernen, wenn wir Inhalte nicht nur als Text darstellen, sondern als sinnvolle Kombination aus Bild und Text (Das Multimediaprinzip). Die folgenden Prinzipien sind besonders relevant für das Zusammenspiel von Bild und Text in gesprochener und geschriebener Form.
“People learn better when extraneous material is excluded rather than included.”
Weniger ist mehr!
Bette nur Inhalte ein, die für Lernziele relevant sind.
Vermeide dekorative Bilder.
Vermeide Hintergrundmusik.
Verwende einfache Grafiken statt realistischer oder detaillierter Bilder.
“People learn better from graphics and narration than some graphics, narration, and printed text."
In ovos play ist dieses Prinzip vor allem bei Präsentationen relevant.
Deine Stimme während einer Präsentation wird im auditiven Kanal des Arbeitsgedächtnisses verarbeitet, die Folien im visuellen Kanal.
Vermeide es, den Text auf einer Vortragsfolie vorzulesen.
Verwende bei einer Präsentation so wenig geschriebenen Text wie möglich (z.B. Stichworte, Fachbegriffe).
Erarbeite Inhalte speziell für eine Präsentation, anstatt sie eins zu eins von Kartendecks zu kopieren (die zum Selbstlernen bestimmt sind).
Falls du auf Karten zum Selbstlernen eine Audio-Erzählung verwendest, achte auch hier darauf, den geschriebenen Text zu reduzieren und entweder Bild oder Text auf der Karte zu zeigen, nicht beides.
“Students learn better when corresponding words and pictures are presented near rather than far from each other on the page or screen [and] when corresponding words and pictures are presented simultaneously rather than successively.”
Platziere Text nahe der Grafik, auf die er sich bezieht.
Nutze die Antwortauflösung am Ende der Aufgaben Karten, um Feedback direkt bei den Fragen bzw. Antworten anzuzeigen, auf die es sich bezieht.
Falls du Animationen oder Videos mit Audio verwendest: Achte darauf, dass die Audio Erzählung passend zum Bild getimed ist.
Achte bei einer Präsentation darauf, dass die gezeigte Karte zu dem passt, was du gerade sprichst.
“People learn more deeply from pictures and spoken words than from pictures and printed words.”
Besonders für komplexe Inhalte ist ein Video oder eine Animation mit gesprochenem Text hilfreich, da sowohl der visuelle als auch der auditive Kanal genutzt werden kann und die cognitive load so besser verteilt ist.
Die verschiedenen Prinzipien sind nicht immer gleich wirkungsvoll. Die Anwendung ist besonders relevant, wenn Lernende angesprochen werden sollen, die neu im Thema sind. Für Expert*innen kann die Wirkung der Prinzipien stark nachlassen.
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Quellen:
Sweller, J. (1988): Cognitive load during problem solving: Effects on learning. https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1207/s15516709cog1202_4
Mayer R. (2020): Multimedia Learning 3rd Edition